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Interview mit Pohlmann

- (sch). Pohlmann
Zwischen Hamburg und Rheda
„Wenn jetzt Sommer wär“ – Pohlmann, Vorname Ingo, hat mit dem Song definitiv einen Nerv getroffen. Und auch „Zwischen Heimweh und Fernsucht“ spiegelt eine Stimmung, in der sich viele so wieder finden. Inzwischen ist der aus Rheda stammende und in Hamburg lebende Singer-/Songwriter kein Geheimtipp mehr. Die Presse sieht in ihm den deutschen Jack Johnson – und in der Tat verbindet beide Musiker eine ganz bestimmte Atmosphäre. Am 28. März ist Pohlmann, der den Nachnamen zum Künstlernamen gemacht hat, mit seiner Band im Kamp zu Gast. Stefanie Schröder sprach mit dem 34-Jährigen.

Stefanie Schröder: Du warst 2004 und 2005 zu Gast beim Unplugged-Konzert von Henning Wehland (H-Blockx) im Bunker. Wie kam der Kontakt zu Henning Wehland zustande? Hat er dich entdeckt?

Pohlmann: Ja, kann man so sagen. Ich hatte eine Band in Hamburg, die hat gefloppt und dann musste ich erst mal gucken, wie ich Geld verdiene. Ich habe dann als Kellner gearbeitet und montags in der Kneipe eine Reihe gestartet, die hieß „Rocker vom Hocker“. Die ist so entstanden, dass ich meine Gitarre mitgenommen habe und weil nichts los war, den zwei zahlenden Gästen die dann so da waren, meine Songs vorgespielt habe. Und dann kamen immer mehr Gäste und immer mehr Musiker und dann waren wir irgendwann montags voller als samstags. Das war ne richtig kultige Sache. Und irgendwann kam halt die Freundin von Henning Wehland und hat mich da gesehen und rief Henning an und meinte: Du willst doch Manager werden. Hier ist so ein Typ, den musst du dir unbedingt angucken. Der könnte dein erster Künstler sein.

Stefanie Schröder: Die Band, die du erwähnst, war „Goldjunge“ – auch deutsche Musik, aber ganz anders, als das was du heute machst. Auch optisch. Wenn man sich das Cover der „Goldjunge“-Single „Engelsträne“ anguckt und die heutigen Fotos, dann ist das ein Wandel vom androgynen Popschönling zum Naturburschen. Was ist mehr deins?

Pohlmann: Also das war damals eine Bandsache – da musste man sich auch innerhalb einer Band begreifen. Das ist schon mal was total anderes. Die Musik die ich heute mache entspringt zu 90 Prozent meiner Feder und ist viel mehr akustisch. Auf jeden Fall bin ich der Naturbursche. Nur das Ding ist ja: Man ist 25 und man hat einen großen Plattenvertrag und macht Fotos und dann ist man halt froh, auch wenn man das vielleicht etwas glattgebügelt findet. Letztendlich waren wir als Band mit unserem Look damals nicht zufrieden, aber wir haben viel, viel größere Übel im Vorhinein gehabt, was Fotos anging. Die ersten Bilder waren noch viel schlimmer [lacht]. Da hat man auch mitgespielt und nicht groß nachgedacht. Heute würde ich das nicht mehr tun. Heute weiß ich, was es bedeutet Musik zu machen und Musiker zu sein. Musik zu fühlen und nicht der Sklave der Lieder zu sein. Das ist eine Sache, die ich gelernt habe und die ich mit viel Selbstbewusstsein heute vor einer Plattenfirma verteidige. Wenn ich heute keinen Bock habe auf Bilder, dann stelle ich mich da auch quer.

Stefanie Schröder: Weil du jetzt auch weißt, dass es Leute gibt, die diese Bilder immer wieder rausholen?

Pohlmann: [Lacht] Ja, aber das ist ja auch ok. Ich steh da zu. Ich bin jetzt 34, vor zwei Jahren habe ich den Plattenvertrag bei Virgin bekommen – da muss auch einer Plattenfirma klar sein, dass sich jemand nicht mehr verbiegen lässt, wenn er so wie ich seinen Weg gefunden hat.

Stefanie Schröder: Ok, aber wenn man auf die Texte deines Debüts guckt, dann steht da sehr viel von Mädchen und Jungen. Das sind ja sehr junge Attitüden. Ist „erwachsen werden“ für dich etwas, wogegen du dich wehrst?

Pohlmann: Auf jeden Fall mache ich mir auch Gedanken übers „Erwachsen werden“ und hab natürlich manchmal auch nicht so richtig Bock da drauf. Und dann wiederum finde ich es interessant. Man kann über viele Dinge ganz anders hinwegsehen und hat eine ganz andere Ruhe und Selbstsicherheit. Das ist das Schöne am Erwachsenwerden. Eine Zeitlang, am Anfang des Plattenvertrages, war sogar die Frage, ob man das richtige Alter sagen soll. Aber ich habe gesagt: Ich bin jetzt 32, wir machen da keinen Hehl draus. Die Medien, wie Viva oder MTV, sind halt sehr jung.
Das ist schwierig. Ein alter Typ, der Folk macht – da erreicht man die jungen Leute nicht. Das ist aber eine Sache, von der ich mich immer mehr frei mache – mit der zweiten CD noch mehr.

Stefanie Schröder: Du hast gerade deine Plattenfirma erwähnt – es ist viel passiert, seit du bei Virgin bist. Du hast bei „Rock am Ring“ gespielt, im Vorprogramm von Vonda Shepard und zuletzt bist du beim „Bundesvision Song Contest“ von Stefan Raab angetreten. War das übrigens deine Idee?

Pohlmann: Das war eine Idee der Plattenfirma, aber ich hatte da auf jeden Fall Lust zu. Ich finde, das ist eine geile Plattform. Da ist „dabeisein“ wirklich sehr viel. Dass ich da fünfter geworden bin, war eine tolle Überraschung. Zwei drei Runden war ich ja sogar noch dritter vor Mia [lacht]. Das war sehr geil…

Stefanie Schröder: Eine schöne Überraschung. Als Sänger alleine mit einer Gitarre auf der Bühne hat man es ja oft nicht leicht bei der Bandkonkurrenz. Wie machst du das bei deiner Tour?

Pohlmann: Ich bin mit meiner Band auf Tour. Ein Punker als Schlagzeuger, Christian Neander von Selig an der E-Gitarre – das ist total klasse. Wir haben zwei Cellos, ein Klavier, ein Schlagzeug, eine E-Gitarre und ich an der Akustik Gitarre. Das ist total phantastisch. Da kann man live voll mitfühlen. Ich möchte ja meine Konzerte so gestalten, dass sie facettenreich sind und dass ich gerne selber hingehen würde.

Stefanie Schröder: Noch mal zurück zu deinem Album. Du besingst in „Wenn jetzt Sommer wär“ Jack Johnson und wirst mittlerweile in der Presse als deutsches Pendant gehandelt. Ich habe ein Foto gesehen, da stehst du neben ihm und siehst ein bisschen aus, wie Hertha aus Frankfurt, die einmal neben Udo Jürgens stehen darf. Hast du dich so gefühlt?

Pohlmann: [Lacht] Dieses Bild wollte ICH auch NICHT freigeben. Aber ich muss eingestehen: Ich bin tatsächlich in dem Moment so nervös gewesen. Ich bin eben auch ein kleiner, doofer Fan. [Lacht] Ich habe mich nachher tierisch aufgeregt, weil ich mich als Musiker ebenbürtig finde – und das Bild das nicht ausdrückt. Ein bisschen mehr Würde hätte es schon getan. [Lacht] Aber zu der Zeit war ich richtig heißer Fan, heute bin ich da etwas entspannter. Seine ersten beiden Platten sind einfach richtungsweisend. Da ist so viel Energie drin. Entspannt, aber nicht weich. Wie klares Wasser. Das hat mir auch viel gezeigt, was ich noch machen kann. Und als ich den Sommersong geschrieben hab, war ich schon sehr von Jack Johnson inspiriert. Meine Platte selber ist gar nicht mal so Jack-Johnson-mäßig.

Stefanie Schröder: Was ist mit der nächsten Platte? Wird es auf der Tour schon was zu hören geben?

Pohlmann: Das hätte ich gerne gemacht, aber wir sind in Zeitdruck und müssen gleichzeitig die Platte machen und sind auf Tour.

Stefanie Schröder: Wann kommt das neue Album dann heraus?

Pohlmann: Ich schätze zwischen Juni und August. Es sind ein paar Songs drauf, die richtig Gas machen und positiv sind und gut zum Sommer passen.

Stefanie Schröder: Wir sind schon sehr gespannt aufs neue Album, aber natürlich erst einmal aufs Heimspiel im Kamp. Danke für das Gespräch.

Pohlmann: Ich hoffe, dass es ein Heimspiel wird. [Lacht] Vielen Dank.

16.03.2007 14:26

 

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